Gemeindearchiv

Akten im Rollregal
Akten im Rollregal

Das Archiv der Gemeinde Freudental besteht aus dem Altarchiv und der Altregistratur. Das Altarchiv wurde erstmals 1972 von Kreisarchivpfleger Theodor Bolay erfasst und im Jahr 2011 von der Kulturwissenschaftlerin Brigitte Popper M.A. überarbeitet.
Es umfasst 41 lfm und setzt sich aus 993 Aktentiteln und 332 Bänden sowie 76 Titeln älterer Verwaltungsliteratur zusammen. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt im 18. und 19. Jahrhundert. Sie endet in den 1960er Jahren.
Die Altregistratur setzt in den 1950er Jahren ein und endet mit dem Jahr 2000. Die Akten sind nach dem Boorberg Aktenplan geordnet. Bilder oder Fotografien gehören nicht zum Bestand.

Inventar von 1685
Inventar von 1685

Inventar von 1729
Inventar von 1729

Das Freudentaler Buch von 1625 und das Dorfbuch von 1664 sind die ältesten Archivalien. Mit der Übernahme von Freudental durch den württembergischen Herzog Friedrich Carl 1685 setzt die für württembergische Gemeinden typische Überlieferung ein. Die Inventuren und Teilungen bilden mit 251 Aktentitel und 6 Bänden die umfangreichste Quellengattung.

Kaufbücher und Protokolle
Kaufbücher und Protokolle

Die Güter-, Steuer und Kaufbücher geben wie die Unterpfandsbücher Auskunft über die Besitzverhältnisse und -veränderungen. Das älteste Steuerbuch datiert wie auch das Bürgerbuch im Jahr 1686. Die Kaufbücher sind ab dem 1731 erhalten, die Unterpfandsbücher ab 1827.

An Protokollen sind die Gemeinderats- (früher Gerichts-) Protokolle ab 1809 überliefert, die Schultheißenamtsprotokolle ab 1819. Beide Protokolle enden 1936 bzw. 1937.
Die Gemeindepflegerechnungen sind ab 1816 mit einem Verlust 1827/28 lückenlos überliefert. Die Rechnungen und die Protokolle des 18. Jahrhunderts wurden vermutlich im 19. Jahrhundert ausnahmslos vernichtet.

Leichenschaubuch
Leichenschaubuch 1863

Freudental und sein Archiv nehmen aufgrund der Tatsache, dass sich hier ab dem Jahr 1723, als die Zobel von Giebelstadt die ersten Schutzjuden aus Flehingen aufnahmen, eine besondere Stellung im Kreis Ludwigsburg ein. Der Schwerpunkt der schriftlichen Überlieferung liegt auch hier im 19. Jahrhundert. Sie eignet sich besonders zur Erforschung der Lebenssituation der jüdischen Landbevölkerung bis in die ca. 1920er Jahre. Danach wird die Überlieferung spärlich und man muss, wie mündlich überliefert, davon ausgehen, dass mit Kriegsende 1945 und in den ersten Nachkriegsjahren Schriftgut vernichtet wurde.

Brigitte Popper 10. Oktober 2011

Findbuch anschauen und herunterladen (PDF Stand Februar 2022).


Verwaltungsgeschichte von Freudental

Freudental wurde erstmals im Jahre 1304 im Lagerbuch des Spitals in Esslingen erwähnt. Wie die Nachbarorte Besigheim und Löchgau gehörte es den Markgrafen von Baden und kam infolge des Bayerischen Erbfolgekriegs 1504 an Herzog Ulrich von Württemberg. Dieser vertauschte bereits zwei Jahre später den Ort an den Besigheimer Vogt Konrad Schenk von Winterstetten.
Nach wechselnder und teils zersplitterter Ortsherrschaft war Freudental 1685 wieder im Alleinbesitz des württembergischen Herzogs Friedrich Carl.

25 Jahre später, 1710 wurde Freiherr Johann Gottlob Zobel von Giebelstadt Besitzer des Ortes. Seine Erben wiederum verkauften den Ort 1727 an die Landeshofmeisterin Wilhelmine von Würben geb. Grävenitz.

Die Familie von Zobel nahmen 1723 die ersten Schutzjuden auf. Sie kamen aus Flehingen im heutigen Landkreis Karlsruhe. Weiteren 24 jüdischen Familien erlaubte Wilhelmine von Würben die Niederlassung, so dass in Freudental eine israelitische Gemeinde entstand.
Nachdem die Grävenitz 1731 bei Hofe in Ungnade gefallen war, kam Freudental in die Verwaltung der württembergischen Hofkammer.
Zwischen 1806 bis 1810 gehörte Freudental zum Oberamt Bietigheim, danach bis 1938 zum Oberamt Besigheim. Seit der Auflösung des Oberamtes Besigheim 1938 gehört Freudental in den Landkreis Ludwigsburg.

Brigitte Popper, 10. Oktober 2011